Advent-Gedanken

28. November 2009

Symbolfoto zum Artikel: Advent-Gedanken

Um Himmels Willen ist sie schon da! Wer ist denn „schon da“. Na ja, die Adventzeit! Sie wurde von den „vor- voradventlichen“ Geschäftsgestaltungen angekündigt und nun beginnt sie auch in der Pfarre. Wozu denn eine Adventzeit? Nur um die Wirtschaft in Schwung zu erhalten und die Kunden mit dem „vorweihnachtlichen Einkaufswahn“ zu plagen? Freilich gibt es tiefere Gründe für die Adventzeit.

Advent-Beginn in der Pfarre
Adventkonzert

Zu Weihnachten und Ostern feiern die Christen die zwei Grundpfeiler der christlichen Erfahrung: die Inkarnation/Menschwerdung des Sohnes Gottes und die Erlösung. Beide sind eng miteinander verbunden. Da der Sohn Gottes in der Krippe von Bethlehem unser Bruder geworden ist, kann Er als solcher durch sein Leiden, seinen Tod und seine Auferstehung den Menschen die Erlösung zugänglich machen. Weil diese entscheidenden Ereignisse des Lebens Christi in der christlichen Liturgie d.h. im Feiern der Gemeinde vergegenwärtigt werden, wird die Zeit zuvor als entsprechende Vorbereitung durch Besinnlichkeit, Stille und Fasten verstanden. So weit die Theorie.

Aber was ist mit der Praxis? Was bleibt noch an Zeit für Stille und Besinnung im Advent übrig? In diesen knappen vier Wochen vor Weihnachten gibt es doch so viel zu tun: in der Firma ist Jahresabschluss, die Geschenke für unsere Lieben sind noch zu besorgen, alle Advent- und Weihnachtskekse sollen noch gebacken werden, man ist zu verschiedenen Advent- und Weihnachtsfeiern eingeladen, die Feier mit Familie und Freunden, sowie die Schulferien sind zu planen u.v.m.
Noch dazu kommt der Pfarrer mit der Einladung zur Sonntagsmesse, zur Rorate-Messe und zu den anderen Veranstaltungen im Advent.

Na, Servus! Hier gehen Theorie und Praxis - was Adventzeit sein sollte – aus Zeitmangel auseinander.
Dennoch, müssen in der Adventzeit nicht unbedingt Theorie und Praxis auseinander gehen. Dazu kommt uns eine Orientierungshilfe von Maria, der Mutter Jesu.
Aus dem Lukas Evangelium wissen wir, dass sie ihr Kind zur Welt bringen sollte. Und das unter nicht leichten Bedingungen: sie war auf dem Weg nach Bethlehem, nicht in einem bequemen Wagen, sondern auf einem Esel. Auf dem Weg gab es Sorgen: Wo werden sie und Josef übernachten; wird der gesundheitliche Zustand von Mutter und Kind von der harten Reise beeinträchtigt? Kriegen sie genügend zum Essen? Werden sie von Räubern überfallen?

Was bedeutet das? Ganz einfach, dass Maria ihren Alltag ganz normal erlebte, und sich dennoch auf die Geburt ihres Kindes vorbereitete.
Was bedeutet das für uns? Dass wir unseren Alltag mit seinen unvermeidlichen Terminen leben dürfen, und uns zugleich bemühen sollen, Zeit für Besinnung und Stille zu gewinnen.
Wie ist das möglich? Im diesem Punkt kommt uns ein traditionelles Mittel in der Adventzeit zu Hilfe: das Verzichten bzw. das Fasten.

Ja, die Adventzeit ruft uns auf, uns gut zu überlegen, was wichtig und was nebensächlich in unserer Tageordnung ist, und entsprechend konkrete Entscheidungen zu treffen.
Die Frage lautet: Ist eben alles, was ich tue, unbedingt gleich wichtig, oder kann ich eine Rangordnung der Wichtigkeiten erstellen, wodurch ich mir durch Verzicht auf Unnötiges „Zeit-Nischen“ in meiner Tagesordnung frei schaufeln kann?

Wenn es uns gelingt, eine ausgewogene Auswahl zu treffen, dann können wir uns überlegen, wie wir diese gewonnenen „Zeit-Nischen“ sinnvoll füllen können. Unsere Überlegungen sollen sich freilich zwischen Gott und den Mitmenschen, zwischen Gottes- und Nächstenliebe bewegen.

Eine „Zeit-Nische“ könnte ich mit einem Gesetzerl des Rosenkranzes bei der Betrachtung der Geheimnisse der Geburt Christi, oder mit dem Lesen in der Bibel, sowie mit dem Besuch eines Gottesdienstes bzw. einer Kirche füllen. Eine andere „Zeit-Nische“ könnte ich durch einen Besuch eines Familienmitgliedes, eines Verwandten oder eines Freundes erfüllen, der/die sich vielleicht im Seniorenheim, im Spital befindet.

Eine wichtige „Zeit-Nische“ kann ich vor Weihnachten für eine Begegnung mit dem verzeihenden und liebenden Gott im Sakrament der Vergebung und Versöhnung reservieren. Darüber hinaus kann ich die Ergebnisse bzw. die Ersparnisse aus meinem Verzichten auf konkrete und unnötige Dinge für eine besondere Kollekte, für ein besonderes Projekt gebrauchen.

In der heurigen Adventzeit sind wir aufgerufen, elastisch und kreativ mit unserer Tagesordnung umzugehen, um zu schauen, wo es angebracht ist, „Zeit-Nischen“ zu schaffen. Diese können wir für Etwas verwenden, was Gott, den Mitmenschen und uns selbst eine Freude bereitet.

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