Apostelgeschichte 2010: "... vom Mut zusprechen und stärken" (Apg 15,32)

16. Oktober 2010

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„Es fällt nicht schwer, hinter euch zu sein!“, bekannte Kardinal Christoph Schönborn am Beginn seiner Abschlussrede bei der III. Diözesanversammlung im Wiener Stephansdom am 16. Oktober 2010.

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Der Kardinal richtete seinen Dank an Gott für seine Jahre im bischöflichen Dienst in der Erzdiözese, wandte seinen Blick aber auch voll Zuversicht in die Zukunft. Da stellte er erneut die Frage: „Wie geht es weiter mit der Kirche in unserer Erzdiözese?“

Die derzeitige Situation der Kirche ist bestimmt von einer Austrittswelle, die nur mit der nach Ende des Zweiten Weltkrieges vergleichbar ist. 2010 werden 80.000 Austritte allein in Wien erwartet. Die Kirche befindet sich offensichtlich in einem schweren Seesturm – vielleicht wird sie sogar Schiffbruch erleiden. Dennoch, der Herr lässt Seine Kirche nicht im Stich! Die Sorge des Herrn um das Leben seiner Ihm Anvertrauten ist allezeit am Wirken, auch für diejenigen, die sich von seiner Kirche abgewandt haben, die Ausgetretenen.

In dieser Situation sind Pläne, Reformen notwendig. Der Masterplan dieser Reformen ist an Christus und seinem Evangelium auszurichten. Freilich ist der Wille Gottes nicht immer leicht zu erkennen, auch nicht immer ident mit dem der Kirchenleitung.

Der Kardinal berief sich dabei auf das Beispiel von Lourdes: 1858 hatte der damalige Bischof sicherlich seine pastoralen Pläne für seine Diözese. Das Eingreifen vom Himmel durch die Erscheinungen der Muttergottes veränderte die pastorale Situation der Diözese völlig. Heute kommen bis zu 6 Mio. Pilger in diesen Gnadenort – das prägt die heutige pastorale Situation. Egal welche Pläne man fasst, man muss dem Wirken Gottes Raum lassen!

Veränderungen in der Kirche sind eine komplexe Sache. Papst Johannes XXIII. formulierte es einmal so, dass es wandelbare und unwandelbare Dinge in der Kirche gibt. Wichtig ist es dabei die richtige Unterscheidung. Unwandelbare Mitte und Höhepunkt des christlichen Lebens ist in der katholischen Kirche die Eucharistie. Sicher, die Anzahl der Eucharistischen Gottesdienste wird sich bei Veränderung der kirchlichen und gesellschaftlichen Gegebenheiten ändern müssen, das Wesen in den Gemeinden aber bleibt und wird bleiben.

Gemeinde definierte Schönborn als die Gemeinschaft von Menschen, die mit Christus leben und ihren Weg gemeinsam mit Ihm gehen.

Es wird auch Veränderungen in der Leitung der Gemeinde geben müssen. Unverändert aber bleibt die Verbundenheit der drei Ämter, die Getauften zu lehren, zu leiten und zu heiligen, mit dem geweihten priesterlichen Dienst. Erhöhtes Augenmaß wird in Zukunft der Mitverantwortung von Laien in den verschiedenen Diensten an der Gemeinde zu richten sein.

Der Masterplan der Reformen braucht Transparenz, besonders im Umgang mit den Veränderungen. In der jetzigen Situation muss man sich die Frage stellen: „Wie kann man eine lebendige Gemeinde bleiben, wenn man kleiner wird, wenn die Ressourcen schrumpfen?“
Die Antwort darauf ist: „Mission first!“ d.h. das Herz brennen lassen, Glauben leben und durch gelebten Glauben Beispiel geben für ein erfülltes, gelungenes Leben. Voraussetzung dafür ist aber eine persönliche, tief greifende „Christus-Erfahrung“. Hilfestellung dafür sind klassische und neue Wege der Jüngerschulung, wie sie auch in unserer Pfarre angeboten werden (Franziskus-Schule, Patrizierrunde, Besinnungsnachmittage, Abend der Barmherzigkeit - Angebote siehe Homepage).

Abschließend stellte Kard. Schönborn das weitere Vorgehen hinsichtlich der Umsetzung des Masterplans der Veränderungen vor:
- Das Planungs-Team besteht aus dem Bischof mit seinem Bischofsrat und dem Kern-Team des Projekts „Apostelgeschichte 2010“. Dieses soll bis Ostern 2011 Umrisse und Leitlinien erarbeiten, die auch der gesonderten Bedürfnisse und Spezifitäten der einzelne Vikariate und Dekanate berücksichtigen sollen.
- Regelmäßige Diözesanversammlungen im Sinne von Synoden sind als Arbeits- und Informationsmethode vorgesehen.
- Dieser synodiale Weg soll auch auf anderen Ebenen wie Vikariate, Dekanate und Gemeinschaften begangen werden.
- Als letzten Punkt kündigte Kardinal Schönborn eine weitere Diözesanwallfahrt an - wobei Orte besucht werden sollen, wo der Apostel Paulus Gemeinden gegründet hat - "denn wir wollen, dass auch bei uns nicht nur Gemeinden schrumpfen, sondern auch Gemeinden gegründet werden."

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