Besinnungsnachmittag zum Thema Flüchtlinge

6. März 2016

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Im Rahmen des Besinnungsnachmittags der Pfarre erläuterte Chorepiskopos Mag. Dr. A. Emanuel Aydin, der Bischof der Syrisch-Orthodoxen Kirche in Österreich, am 6. März 2016 die historische und gegenwärtige Situation von Christen und Muslime im Nahen und Mittleren Osten. Bischof Aydin kam auf Einladung von Pfarrmoderator Br. Michele Pezzini, und er kam nicht alleine – begleitet wurde er von Mitgliedern seiner Gemeinde, die auch die Agape und die abschließende ökumenische Vesper mitgestaltet haben.
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Eminenz Aydin fand eindringliche Worte: von der Gründung der christlichen Gemeinden durch die Apostel Paulus und Barnabas, deren Blütezeit, der Spaltung des Christentums in Orthodoxe und Katholische Kirche, dem Aufkommen des Islams und dem Verhältnis zwischen Islam und Christentum – eine Geschichte guter Beziehungen, aber auch eine Geschichte von Vertreibung, Verfolgung, Genoziden und Martyrium – von Perioden, wie wir sie gerade erleben! Der Mittlere und Nahe Osten scheint in ein nicht lösbares Chaos gestürzt zu sein – Millionen Menschen sind vor radikalen islamistischen Terrorregimes, den selbsternannten „Gotteskriegern“, auf der Flucht – liberale Muslime und Christen!

Aber, was können wir in der gegenwärtigen Situation tun? Sind wir genauso machtlos, genauso hilflos wie die Politik, die seit Jahren um eine Befriedung der Region ringt und doch nur das Gegenteil erreicht?
Nein! Wir sind Christen, wir sind glaubende Christen, und mit Gottes Hilfe ist jedes Problem, jede Situation – und mag sie noch so ausweglos erscheinen – lösbar!
Unser Weg kann nur eines bedeuten: beten und helfen! Gebet und Hilfe sind die Gebote der Stunde: Gebet im Stillen, Gebet in Gemeinschaft wie bei der ökumenischen Vesper am Sonntag; Hilfe, getragen von Nächstenliebe, vor Ort, damit die Menschen nicht flüchten müssen, und Hilfe bei uns, wo täglich Flüchtlinge, die alles verloren haben, ankommen!

Was tun? Was tut unsere Pfarre, was tun wir – ganz konkret?
Unsere Pfarre zeigte sich seit Beginn der Flüchtlingskrise sehr engagiert. Bereits im Februar 2015 wurden mit dem Land Niederösterreich Gespräche über humanitäre Hilfe aufgenommen, und schon am 13. September 2015 konnte vermeldet werden, dass die Pfarre und die die Pfarre betreuende „Gemeinschaft Maria, Königin des Friedens“ über € 14.000.- aufgebracht und damit humanitäre Hilfsorganisationen unterstützt haben.

Seit Herbst 2015 leben insgesamt 60 Asylwerber, vorwiegend afghanischer Herkunft mit muslimischem Glaubensbekenntnis, in unserem Pfarrgebiet: 26 in Maria Lanzendorf in einer seit Jahren bestehenden Expositur des Erstaufnahmezentrums Traiskirchen, 34 im neu geschaffenen Haus Jamal, einer Einrichtung der Caritas der Erzdiözese Wien. Im Haus Jamal leben zum überwiegenden Teil unbegleitete jugendliche Asylwerber. Sie alle wurden mit Willkommenspaketen, arrangiert aus Sachspenden und teilfinanziert durch das Benefizkonzert des Trio Colore Wien vom 18. Oktober 2015, von der Pfarre freundlich empfangen.

Im Laufe der Zeit entstand ein reger Gedankenaustausch, ein Beginn von Integration. Man versucht zueinander zu finden, auch durch Aktionen wie die im Februar 2016, als Br. Michele und seine Mitbrüder die Jugendlichen im Haus Jamal besucht und gemeinsam mit ihnen gekocht haben. Seitens der Pfarre wurde weiters versucht, im Pfarrgebiet Wohnraum für Asylwerber anzumieten. Aufrufe in den Wochenblättern folgten, Grundbuch-auszüge wurden eingeholt, Besitzer leer stehender Wohnobjekte kontaktiert, Verhandlungen wurden geführt – leider ohne Erfolg.

Nach Scheitern dieses Versuches wandten sich Pfarrmoderator Br. Michele und der stellvertretende Vorsitzende des Pfarrgemeinderates Gerhard Viehberger mit Zustimmung des Pfarrgemeinderates an den syrisch-orthodoxen Bischof von Österreich mit der Bereitschaft, christliche syrische Flüchtlinge seiner Gemeinde in Wien zu unterstützen – diesmal mit Erfolg: Seine Eminenz schlug vor, dass die Pfarre, vorerst auf die Dauer eines Jahres, eine junge, kurz vor der Flucht verwitwete Frau mit drei unmündigen Kindern und einen syrisch-orthodoxen Diakon mit jeweils € 300.- monatlich unterstützt.
Darüber hinaus hat die Gemeinschaft „Maria, Königin des Friedens“ die Patenschaft für einen Familienvater, ebenfalls mit drei Kindern, mit einer Zuwendung von monatlich € 300.- übernommen.

Diese Aktivitäten der Pfarre waren und sind nur durch großzügige Unterstützung möglich: seit September 2015 waren dies der Flüchtlingsanteil am Erntedankfest vom 27. September 2015 in Höhe von € 717,56, das Benefizfußballmatch „Wiener Anwälte gegen Österreichische Ärzte“ vom 11. Oktober 2015 mit € 2.000.-, das Benefizkonzert des Trio Colore Wien vom 18. Oktober 2015 mit € 985.-, die „Barbarazweige-Aktion“ vom 4. Dezember 2015 mit € 242,10, das Adventkonzert der „Musikschule Südheide“ vom 13. Dezember 2015 mit € 406,97, der Fairtrade-Silvesterpunsch vom 31. Dezember 2015 mit € 351,20. Weiters konnten der Aktion Kirche in Not – Hilfe für verfolgte Christen bis Ende 2015 € 3.511,90 überwiesen werden. 2016 wurden bisher der Flüchtlingsanteil am Pfarrball vom 8. Februar 2016 mit € 836,51, die Kollekte bei der Monatswallfahrt vom 15. Februar 2016 mit € 391,95 und die Kollekte beim Besinnungsnachmittag vom 6. März 2016 in Höhe von € 338.- für das Flüchtlingsprojekt der Pfarre bereitgestellt. Allen ein herzliches „Vergelt´s Gott“!

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