Erwachsenentaufe: frei, persönlich und bewusst!

17. August 2020

Symbolfoto zum Artikel: Erwachsenentaufe: frei, persönlich und bewusst!

Die Eingliederung in die Gemeinschaft der an Christus Glaubenden ist für die meisten Christen, besonders in den traditionellen Kirchen, eine wenig bewusste Erfahrung. Ein Erlebnis, das mit kaum einer Erinnerung verbunden ist: die meisten von uns wurden ja als Kinder getauft. Trotz der aktuellen Krise der Kirche ist die Kindertaufe noch immer die Eingangstür zur Gemeinschaft der Kirche. Aber … es gibt ein „aber“!
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In den letzten Jahren haben immer mehr Erwachsene die Entscheidung getroffen, sich taufen zu lassen. „Die Form der Erwachsenentaufe erfuhr in der jüngsten Vergangenheit starken Zulauf: Nachdem sich die diesbezüglichen österreichweiten Zahlen von 2006 bis 2015 stets zwischen 250 und 330 bewegt hatten, gab es 2016 bereits 433 und im Rekordjahr 2017 sogar 890 Erwachsenentaufen.“ (www.katholisch.at).

Eben im Jahr 2017 durfte auch unsere Pfarre Maria Lanzendorf-Lanzendorf sogar zwei Erwachsenentaufen feiern. Es war eine große Chance und zugleich eine Herausforderung für Seelsorger und Pfarrgemeinde. Das, was für selbstverständlich und irgendwie „automatisch“ gehalten wird – eine Kindertaufe mit einer relativ kurzen Vorbereitung, wurde auf einmal zu einem langen Prozess der Begleitung Erwachsener zu einer Entscheidung für Christus und seiner Kirche. Eine Entscheidung, die nicht Eltern und Taufpaten überlassen wurde, sondern selbst von einem Taufbewerber mit und in seinem strukturierten Leben ganz bewusst, frei und persönlich getroffen wurde.

Ein langer Weg der Begleitung, auch Katechumenat genannt, auf dem man sich mitunter fragte: Was kann einem Menschen in einer Welt, in der die Kirche in einer Krise steckt und medial und gesellschaftlich nicht wirklich einen Aufwind erlebt, ja, was kann einen Menschen hinführen zur einer Entscheidung eben dieser Kirche anzugehören?

Die Antwort, die verblüffend einfache Antwort trägt einen Namen: JESUS!

In der Begleitung von erwachsenen Taufbewerbern wächst bei den Begleitern das Bewusstsein, dass sich nichts seit ca. 2000 Jahren geändert hat. Das, was die Samariterin am Jakobsbrunnen, den Oberzöllner Zachäus, den Zöllner Matthäus innerlich geöffnet und zur einer Entscheidung verholfen hat, ist nichts anderes als das, was Menschen unserer Zeit Herzen & Hirn begeistert: die Begegnung mit Jesus Christus, dem liebenden, barmherzigen Sohn Gottes. Eine Begegnung, die zugleich eine unwiderstehliche Einladung zum Glücklichwerden ist.

„Werde glücklich!“ - Das ist die Zusammenfassung einer tiefgreifenden Gotteserfahrung von einem Erwachsenen, der am 17. August 2020, im Rahmen der Abendmesse um 18.00 Uhr in unserer Pfarrkirche das Sakrament der Taufe empfangen hat. Eine Erfahrung, die Leo ins Staunen versetzt: „Nach meiner Gotteserfahrung weiß ich: Wir sind nicht allein. Ich bin fasziniert, dass Gott mich angesprochen hat - wie den Saulus, der zum Paulus wurde. Das ist eine Gnade auch für Ungläubige.“

Die Antwort auf diesen Beweis der Liebe Gottes für sein Leben ist eine freie, persönliche und bewusste Entscheidung zur Taufe in der katholischen Kirche. Und das mit 88 Jahren! Die Einladung an Leo „Werde glücklich!“ führt ihn zur Entdeckung von Menschen, die ihm helfen, einer so bewegenden Erfahrung eine Antwort zu geben.

Gläubige Menschen im Pflegezentrum und Br. Clemens Brecher halfen Leo zu einer Unterscheidung der Dinge und zu einer existenziellen Zuordnung seines Erlebnisses, bis zur Überlegung, ob nicht die Taufe die angemessene Antwort auf die Liebe, die Leo vor Freude nicht schlafen ließ, wäre. Leo nahm sofort die Anregung an. So wurde Leos Gotteserfahrung zu einer Entscheidung zur Gemeinschaft der Kirche – durch die Taufe.

Diese Tatsache bewahrheitet die Aussage von Friederike Dostal, Leiterin des Referats für Erwachsenen-katechumenat und Verkündigung der Erzdiözese Wien: „Es gibt sehr viel mehr Menschen, die an unserem Glauben Interesse haben, als wir denken. Die Anzahl der Erwachsenentaufen ist derzeit jedoch noch relativ niedrig. Schon jetzt könnte die Zahl aber deutlich höher sein, würden Pfarrgemeinden wie auch die einzelnen katholischen Gläubigen missionarischer sein, das heißt etwa in Alltagssituationen mehr über ihren eigenen Glauben reden.“
Eine Einladung, die wir wahrnehmen und der wir nachgehen wollen! (Br. M.P.)

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