Einkehrtag im Kloster Maria Fatima

7. März 2010

Symbolfoto zum Artikel: Einkehrtag im Kloster Maria Fatima

Der Einkehrtag in der österlichen Bußzeit am Sonntag, 7.3.2010 wurde von P. Ignaz Domej geleitet. Viele Menschen versammelten sich, um unter dem Thema „Ihr seid meine Freunde“ (Joh 15,14), neu in die Freundschaft mit Gott einzutreten.

» Zur Bildergalerie

Der Tag begann mit dem Betrachten des lichtreichen Rosenkranzes um 9.00 Uhr.

Der erste Vortrag zeigte den Beginn unserer Freundschaft mit Gott – die Taufe. In der Taufe begann die persönliche Beziehung jedes Einzelnen mit Gott. Beziehungen brauchen Pflege, man muss für sie Zeit aufwenden.

Eine der ersten Beziehungen im Leben Jesu galt Johannes, dem Täufer. Zuerst verbindet sie eine familiäre Beziehung, Maria und Elisabeth, ihre Mütter, sind miteinander verwandt. Johannes tauft am Jordan zur Vergebung der Sünden und Jesus kommt um sich taufen zu lassen. Hier wird diese Beziehung öffentlich. Johannes ist Zeuge für das Licht. Er sagt von sich selbst: „Ich bin nicht das Licht!“ Der Täufer bezeugt nicht das Licht, das er in sich trägt, er verwechselt sein Licht nicht mit dem Licht Christi. Er ist auch kein neutraler Beobachter, sondern setzt sein Leben ein für die Wahrheit.

Zeugnis zu geben ist im Dienen am leichtesten. „Der Größte unter euch soll werden wie der Kleinste und der Führende soll werden wie der Dienende. Welcher von beiden ist größer: wer bei Tisch sitzt oder wer bedient? Natürlich der, der bei Tisch sitzt. Ich aber bin unter euch wie der, der bedient.“ (Lk 22,26-27)

Ein Thema des zweiten Vortrags war Simon Petrus. Das Evangelium überliefert, dass bei einer Begegnung mit Jesu der Blick entscheidend war.

Seit der kopernikanischen Wende sind die Menschen es gewohnt, nicht mehr dem zu trauen, was sie sehen. Auch in den Filmen ist es oft so, dass gut und schön auseinandergerissen werden. Dadurch hat sich in das Sehen Zweifel eingeschlichen. Der Mensch errichtet Mauern, er möchte objektives Wissen erlangen, aber niemanden an sich heran lassen.

Der Freund sieht von außen, wie man ist und fördert das Gute. Im Blick Jesu erfährt Simon Petrus, dass er erkannt und geliebt ist. Jesus sieht in ihm Liebe und Güte. Wenn Christus jemanden anblickt, dann tut er das mit Agape, der Liebe, die umsonst gegeben wird. Diese Liebe schafft Beziehung.

Im Evangelium ist die Freundschaft Jesu mit Lazarus, Martha und Maria angeführt. Jesus war oft in ihrem Haus in Bethanien. Eines Tages rufen die Schwestern Martha und Maria nach Jesus, weil Lazarus krank war. Jesus geht aber nicht hin, sondern lässt zu, dass sein Freund stirbt. Erst zwei Tage später sagt Jesus, dass Lazarus schlafe und er hingehe, um ihn aufzuwecken. Die Jünger gehen mit, obwohl sie wissen, dass Jesus ein großes Risiko eingeht, weil die Pharisäer und Schriftgelehrten ihn töten wollen.

Beziehungen sind lebensnotwendig. Aber in dieser Notwendigkeit muss man immer frei sein. Jede Versklavung oder Ausnützung führt zum Tod der Freundschaft. Die Freundschaft beinhaltet die Freiheit nein zu sagen, mehr noch: sogar wegzugehen. Nach der Brotrede (Joh. 6,60-71) als viele Menschen Jesus verlassen, fragt er die Jünger nicht: „Wollt nicht wenigstens ihr bleiben?“, sondern gibt ihnen die Freiheit und sagt: „Wollt auch ihr gehen?“

Die Beziehung zwischen Jesus und de Schwestern Martha und Maria wurde gestärkt durch das „Nein“ Jesu. Wenn Jesus sagt: „Ihr seid meine Freunde“, wartet er auf das Wunder unserer Antwort.

Der dritte Vortrag widmete sich einer gescheiterten Beziehung. Im Johannes-Evangelium (Joh 6,70), als die 72 Jünger Jesus verlassen, die Zwölf aber bleiben, sagt Jesus abschließend: „Und doch ist einer von euch ein Diabolus“. Das Wort, das im Deutschen übersetzt wird mit dem Wort „Teufel“ bedeutet auch Unentschlossener. Es ist einer, der keine Entscheidung getroffen hat, der sich im Inneren entschieden hat zu gehen und doch geblieben ist. Dieser Mensch ist in sich gespalten.

Das Johannes-Evangelium schreibt viel über „den Einen“, der Schreiber hat Judas gut gekannt. So erzählt er (Joh 12,1-8), dass Jesus nach der Auferweckung des Lazarus wieder einmal in Bethanien war. Mit seinen Jüngern war er bei Lazarus zu Gast, sie waren bei Tisch und Martha bediente.

Da kommt Maria mit kostbarem Öl und salbt Jesus die Füße. Judas klagt, dass das Öl verschwendet sei und dass man es besser verkaufen und das Geld den Armen geben solle. Er beschuldigt indirekt Jesus. Judas hat sich nicht entschieden wegzugehen, aber er entfernt sich innerlich. Profit machen kann er hier wie dort, aber er ist trotzdem auch bei den anderen.

Maria baut Beziehung auf: Sie macht das Haus auf, das Gäste kommen, öffnet das Öl, dass es im ganzen Haus duftet. Maria öffnet alles und erfüllt alles. Judas redet vom Öffnen und von den Armen, letztendlich tut er gar nichts.

Judas hat in der Nähe Jesus seine Rechnungen. Er hat seine eigenen Pläne. Judas rechnet, plant, verhandelt, er verrät nicht schnell. Den Kopfpreis eines Sklaven hat er für Jesus ausgehandelt – soviel ist er ihm Wert. Judas möchte Macht über Jesus.

Beim letzten Abendmahl ist Judas schon an einem anderen Ort. Äußerlich ist er anwesend, aber er ist schon im Prozess des Verrates. Wenn der Verrat konkret wird, beginnt der Verräter zu schweigen. Jesus weiß alles: Er weiß, dass alle Jünger ihn verraten, verlassen und verleugnen werden, er weiß um das Leid, das ihm bevorsteht. Und er spricht über alles. Er gibt Judas immer wieder die Chance sich zu öffnen.

Noch bei der Festnahme spricht Jesus Judas mit „mein Freund“ an. Noch dort will er ihm die Chance geben, in die Beziehung einzutreten.

Die Anrede "mein Freund" hat in Judas bewirkt, dass er seinen Fehler erkennt, Jesu Liebe (Agape) bewirkt, dass Judas bereut. Er beginnt mit Wiedergutmachung und bekennt die Sünde. Der Verräter hat die Augen geöffnet und die Wahrheit erkannt, aber er hat keine Kraft Jesus zu begegnen. Er versucht mit seiner Schuld selbst fertig zu werden. Aber der Mensch ist sich selbst der strengste Richter.

Der Mensch kann sich von Schuld nicht selbst erlösen. Schuld kann nur Christus wegnehmen. Aber Judas hat Jesus dazu nicht mehr die Möglichkeit gegeben. Er hat seine Schuld selbst in die Hand genommen.

Nach dem Fischfang (siehe Lk 5,1-11) warf Simon Petrus sich zu Boden und schickt Jesus weg, weil er ein Sünder ist. Aber Jesus entfernt sich nicht, sondern geht in die Begegnung mit dem Sünder hinein, denn dazu ist er gekommen.

Im Anschluss an den dritten Vortrag wurde in der Kirche der Rosenkranz gebetet. Konkretes hineingehen in die Begegnung mit Jesus war möglich in der Hl. Beichte. Mit der Eucharistiefeier und der Eucharistischen Anbetung endete der Einkehrtag um ca. 16.30 Uhr.

Zurück zur Übersicht