Primiz von Fr. Mag. Hannes Saurugg am 27. Juni 2010

29. Juni 2010

Symbolfoto zum Artikel: Primiz von Fr. Mag. Hannes Saurugg am 27. Juni 2010

Am Sonntag, 27.6.2010 feierte Fr. Mag. Hannes Saurugg seine Heimatprimiz in Gnas/Oststeiermark. Die Eucharistiefeier begann um 9.00 Uhr. Am Nachmittag um 17.00 Uhr fand eine abschließende Eucharistische Anbetung statt.

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Unter strahlendem Sonnenschein und dem einladenden Geläut der Kirchenglocken versammelten sich viele Menschen von nah und ferne, um miteinander Eucharistie (griech. „Dank“) zu feiern. Mit dem Primizianten zelebrierten die Priester der Gemeinschaft „Maria, Königin des Friedens“ Fr. Ignaz Domej und Fr. Michele Pezzini, der „Heimatpfarrer“ Mag. Karl Gölles, „Altpfarrer“ Msgr. Mag. Franz Neumüller, Dechant Mag. Helmuth Hausner, Kaplan Mag. Johannes Lang und sein Primizprediger Dechant Mag. Friedrich Weingartmann.

In der Primizpredigt sprach der Pfarrer von Feldbach und Edelsbach nicht nur zum Primizianten, sondern gab Zeugnis von der Schönheit des Priesterdienstes und richtete auch ein Wort an die anwesenden Jugendlichen. Die Lesungen und das Evangelium waren vom 13. Sonntag im Jahreskreis (1 Kön 19,16b.19-21, Gal 5,1.13-18, Lk 9,51-62).

Primizpredigt von Dechant Mag. Friedrich Weingartmann

„Ich freue mich sehr, dass ich heute hier in Gnas, wo ich vor 19 Jahren als Neupriester meinen Kaplansdienst begonnen habe, die Primizpredigt halten darf.

Unser Dank gilt in dieser Feier Gott, dem Herrn, dass er dich - lieber Hannes - in seine besondere Nachfolge in die franziskanische Gemeinschaft „Maria, Königin des Friedens“ und zum Priester berufen hat. Jede Berufung zum Priester und zum gottgeweihten Leben als Schwester oder Bruder ist ein Geschenk Gottes. Kein Mensch, keine Pfarrgemeinde kann von sich aus eine Berufung „machen“, wohl aber durch Gebet, Unterstützung und Wohlwollen fördern und begleiten. Gott selber beruft den Menschen, um durch ihn Großes zu wirken (vgl. Joh 15,16). Jeder Ruf Gottes wartet auf die freie Entscheidung des Menschen. Einer aus eurer Pfarrgemeinde - liebe Gnaser - hat Ja gesagt zu diesem göttlichen Ruf und ist ihm gefolgt.

Die in der ersten Lesung und im Sonntagsevangelium berichteten Berufungswege zeigen uns die Bedingungslosigkeit der Nachfolge Jesu. Diese lässt keine Halbheiten zu. Wenn Gott ruft, dann ruft er den Menschen ganz, ohne Wenn und Aber. Gott nimmt den Gottgeweihten und Priester ganz in Anspruch.

Auf der Höhe dieser biblischen Berufungswege kann auch deine Berufung - lieber Hannes - gesehen werden. Du hast vieles von dem, was dir einst wichtig, wertvoll und teuer im Leben war, zurückgelassen: deinen erlernten Beruf als Maler und Anstreicher, deine berufliche Tätigkeit in einem Automobilwerk, dein Engagement im Radsport, deine Freundin, deine Familie, deine Heimat.

Du hast dich vom Geist Gottes ergreifen und in den Dienst nehmen lassen. Du hast ALLES auf Gott gesetzt! Das ist in einer ausgeprägten Wohlstands- und Konsumgesellschaft nicht immer leicht zu verstehen und anzunehmen.

Und dennoch kann ich nach 19 Priesterjahren mit großer Überzeugung sagen: „Wer sich Gott ganz hingibt, der kommt nicht zu kurz“. Wer sich hingibt, der empfängt! Wer in dieser Welt um Christi willen Liebgewordenes zurücklässt, erhält ein Vielfaches von Gott zurück- geschenkt. Das ist eine beglückende und sinnstiftende Erfahrung, sodass ich bezeugen kann: Ich bin mit Freude Priester! Es ist schön, Priester zu sein, auch heute.

Diesen Weg des Priesters im Dienst der Kirche zum Lobe Gottes und zum Heil der ihm anvertrauten Menschen möchte ich für dich - lieber Neupriester - und für alle Mitfeiernden aus einer dreifachen Liebe deuten:

1. Die Liebe zu Christus:

Die Liebe zu Christus und die Verbundenheit mit ihm ist der Motor priesterlicher Existenz, ja die Grundlage jedes Christseins.

Der Wahlspruch unseres Primizianten „Herr, ich vertraue auf Dich“ (Jes 38,16) bringt diese Liebe zum Herrn auf den Punkt. Ein Priester kann nur leben und überleben aus diesem Verwurzeltsein in Christus.

So wie eine menschliche Liebesbeziehung „Nahrung“, Pflege und Schutz braucht, so verlangt es auch die Liebesbeziehung zu Christus im Leben eines Priesters.

Einzig aus dieser tiefen Verbundenheit mit Christus und durch das Sakrament der Priester- weihe vermag der Priester Christus in dieser Welt sichtbar zu machen.

Die Liebe zu Christus drängt zum Gebet, zum Lobpreis Gottes, zur Anbetung. Das Gebet muss für den Priester die erste Aufgabe sein. Die Feier der hl. Messe, die Spendung des Bußsakramentes als Dienst an der Versöhnung und der anderen Sakramente gehören zum Wesen priesterlichen Lebens. Sie sind seine vornehmlichen Dienste. Die Liebe zu Christus drängt uns, das Wort Gottes zu verkünden und durch das Leben zu bezeugen. Die Liebe zu Christus lässt den Priester sakramental gleichförmig werden mit Christus, dem guten Hirten.

„Durch die Priesterweihe wird der Priester Repräsentant Jesu Christi, des Hauptes der Kirche. Es ist ein großes Geheimnis: Jesus Christus lässt sich durch schwache, arme und sündige Männer in dieser Welt vertreten, damit sie sein Wort allen Generationen verkünden, seine Gnade allen Menschen vermitteln und alle Menschen zu Gott, dem Vater, führen“. (P. Rektor Dr. Peter Willi FSO) „Das Priestertum ist die Liebe des Herzens Jesu“ hat der hl. Pfarrer von Ars einmal gesagt. Das ist ein großes Geschenk, dem der priesterliche Lebensstil auf dem stets notwendigen Weg der Bekehrung und der Heiligung mehr und mehr entsprechen sollte.

2. Die Liebe zur Kirche:

Der Priester ist ein Mann der Kirche. Sie ist für ihn geistliche Familie und geistliche Heimat.

„Die Kirche lieben“ klingt heute in den Ohren dieser Welt geradezu als Provokation.

Denken wir an die dunklen Wolken, die in den letzten Wochen und Monaten über diese unsere Kirche gezogen sind, an die schmerzlichen Ereignisse, welche die Kirche im Innersten erschüttert haben: die zutiefst verabscheuungswürdigen Missbrauchsfälle, verursacht von einigen wenigen aus den eigenen Reihen; die dadurch losgetretene Medienkampagne gegen die Kirche.

Viele, die in der Kirche leben und arbeiten, leiden darunter. Auch ich leide darunter. Und trotzdem kann ich mit Überzeugung sagen: Ich liebe die Kirche, weil Christus sie gewollt und gestiftet hat und ihr seinen Beistand verheißen hat bis zum Ende der Welt (vgl. Mt 28,20). Ich möchte mein Bekenntnis vertiefen mit einen Wort eines großen Theologen des vorigen Jahrhunderts, Henri de Lubac:
„Ich liebe unsere Kirche in ihrer Not und ihren Demütigungen, in den Schwächen eines jeden von uns wie in ihrem unendlichen Schatz an verborgener Heiligkeit. … Ich liebe diese große Kirche, in der diejenigen, die ein öffentliches Amt bekleiden - ohne dass sie es wissen -, getragen werden vom Gebet der Demütigen, die die Welt nie kennen wird. Ich liebe sie in ihrem heutigen ernsthaften und schwierigen Bemühen, sich zu erneuern“.

Die Kirche war, ist und bleibt eine Kirche der Sünder und der Heiligen.

Lieber Herr Primiziant!
Sei du Zeuge dafür, dass wir Christus und Kirche zwar unter- scheiden, aber nicht trennen dürfen, wie es der hl. Cyprian von Carthago (200-258) auf den Punkt bringt, wenn er sagt: „Gott kann der nicht zum Vater haben, der die Kirche nicht zur Mutter hat.“

Lass dich in allen Lebenssituationen als Priester inspirieren vom Glaubenszeugnis der Gottesmutter Maria und des hl. Ordensvaters Franziskus. Ihre Fürsprache möge deinen priesterlichen Weg begleiten!

3. Die Liebe zu den Menschen:

Der Priester ist ein Freund der Menschen - nicht in der Weise, dass er sich dem Reden, Denken und Tun der heutigen Welt anpasst, sondern dass er die Menschen einfach liebt. Wir können uns die Leute in der Seelsorge nicht aussuchen; sie sind zunächst so, wie sie sind, in der ganzen Vielfalt und Buntheit unserer heutigen Gesellschaft und Kirche:

die Frauen und Männer, die Kinder und Jugendlichen, die jungen und alten Menschen, die Gesunden und Kranken, die Leistungsfähigen und Behinderten, die Treuen und Fleißigen in den Pfarren und die Fernstehenden, die Suchenden und Zweifelnden, die tief Gläubigen und Lauen, die dankbar Mitgehenden und die kritischen Geister, die Fröhlichen und die Weinenden, die Notleidenden und die Satten, …

Nur wer als Priester die Menschen wirklich liebt, wird sich gedrängt wissen, ihnen das Kostbarste zu bringen, sie mit dem Kostbarsten vertraut zu machen - mit Jesus Christus. Ein Wort, eine Frage aus einer Zeitschrift hat dir - lieber Hannes - einen entscheidenden Anstoß für deine konkrete Berufung gegeben: „Willst du nicht der Gottesmutter helfen, Menschen zu Christus zu führen?“

Die Liebe drängt uns, alles zu tun durch unser Lebenszeugnis, durch Wort und Gebet, dass die Menschen in den unterschiedlichsten Lebenssituationen auch heute Christus erkennen und lieben können. Der Priester ist ganz bei Christus, aber auch ganz beim Menschen mit seinen Freuden und Leiden.

Der italienische Priester, Kinder- und Jugendheilige, Johannes Don Bosco (1815-1888) sagt in diesem Zusammenhang: „Priester stehen mit beiden Beinen auf der Erde und leben mit dem Herzen im Himmel.“

Wort an die Jugend:

Liebe Jugendliche!

Einer aus eurer Mitte hat in seiner Jugendzeit um seinen Weg, um seine Berufung gerungen und sich Gott geweiht zu seiner Verherrlichung und zum Dienst an den Menschen. Ich bin überzeugt, dass Gott zu allen Zeiten Menschen in seine besondere Nachfolge ruft. Aber nicht zu allen Zeiten und an allen Orten fällt dieser Ruf Gottes auf gleich guten Boden.

Wer kann schon sagen, dass Gott nicht auch einen oder eine von euch umhüllt mit dem Licht seiner brennenden Liebe und zur konkreten Nachfolge als Priester oder zum gottgeweihten Leben als Schwester oder Bruder ruft? „Gottes einladendes Licht zwingt den Menschen nicht. Er will, dass wir ihm in Freiheit und Liebe dienen.“ (Julia Verhaeghe, Gründerin der Geistlichen Familie „Das Werk“)

Die öffentliche Grundstimmung für eine geistliche Berufung ist heute nicht gerade günstig. Viele „einleuchtende“ Gegenargumente liegen in der Luft, vor allem betreffend die ehelose Lebensform, den Zölibat. Als Gründe gegen den Zölibat werden plausible und durchaus ehrbare Argumente vorgebracht. Aber im Grunde ist meines Erachtens eines entscheidend:

„Der Zölibat ist letztlich nicht eine Frage des Kirchenrechtes oder der Dogmatik, sondern eine Frage des Glaubens an Gott, der einem Menschen so nahe kommen kann, dass dieser die Partnerschaft mit Gott allen anderen Partnerschaften vorzieht.“ (Joachim Kardinal Meisner, Erzbischof von Köln)

Die ehelose Lebensform (vgl. Mt 19,12) des katholischen Priesters erhält ihr Licht und ihren Sinn von Christus, dem in ungeteilter Hingabe nachzufolgen der Priester gerufen ist. Die zölibatäre Lebensform ist zumutbar für den Priester, wie auch die eheliche Treue für das ganze Leben zumutbar ist, weil Gott dem, der ihn in Liebe ehrt und ihm in Treue dient, trägt und stärkt auch in den Anfechtungen des Lebens. Beide biblisch begründeten Lebensformen haben ihre Herausforderungen und sind nur in Liebe und Treue lebbar.

Ich glaube, dass dort, wo die eheliche Treue nicht mehr hochgehalten wird, das positive Verständnis für die ehelose Lebensform des Priesters im Volk schwindet.

Das Gebet um geistliche Berufe (vgl. Mt 9,37f.), die Sorge um gute Ehen und Familien und die gelebte Haltung der Liebe zur Kirche tragen bei zu einer Atmosphäre in unserem Land, in der die Gnade der göttlichen Berufung zum Priestertum und zum gottgeweihten Leben als Bruder oder Schwester wieder leichter gehört, angenommen und gelebt werden kann.

Schlagt keine Berufung aus, auch wenn es noch so viele menschliche Argumente dagegen gibt!

Fürchtet euch nicht vor einer Berufung! Habt Mut, auch wenn so manche echte Berufung unter Wehen und Schmerzen geboren wird.

Seid gewiss: Christus ist mit euch!

Was ihr in dieser Welt um Christi willen aufgebt und verlässt, wird er euch reichlich zurückschenken in seiner Güte und Barmherzigkeit.

Herr Jesus Christus, Sohn des lebendigen Gottes, lass unseren Neupriester Hannes und alle Priester unseres Landes wachsen in der Liebe zu Dir, zur Kirche und zu den Menschen.

P: Maria mit dem Kinde lieb,
A: uns allen deinen Segen gib! Amen.“

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