Transitus-Feier in Maria Lanzendorf
5. Oktober 2009
Nach der alten franziskanischen Tradition beging die Gemeinschaft "Maria, Königin des Friedens" die Feier des Heimgangs des hl. Franziskus (Transitus) am Vorabend des 4. Oktober.
Während der Busfahrt aus der Steiermark wurde gesungen, gebetet und Legenden über den Hl. Franziskus wurden vorgelesen. Nach dem Mittagessen im Klosterrefektorium war Zeit für eine Kalvarienberg-Besichtigung oder einen Gartenspaziergang.
Um 15.30 Uhr begann der Vortrag von Br. Hannes zum Thema: Versöhnung mit Gott bei Franziskus („In Jesus Christus mit dem allmächtigen Gott versöhnt.“ BrOrd 13).
Br. Hannes wies im Vortrag darauf hin, dass die Bekehrung des hl. Franziskus eng verbunden ist mit dem Kreuzbild von San Damiano, vor dem Franziskus betete:
"Höchster, glorreicher Gott,
erleuchte die Finsternis meines Herzens
und schenke mir rechten Glauben,
gefestigte Hoffnung
und vollendete Liebe.
Gib mir, Herr, das Empfinden und Erkennen,
damit ich deinen heiligen und wahrhaften Auftrag erfülle."
Auf La Verna war er vor dem Ende seines Lebens so geprägt, dass er die Wundmale Christi empfing. Dieser Heilige trägt auch den Titel: „Versöhnter Versöhner“. Aber was heißt „Versöhnung“?
Zur Versöhnung braucht es immer zwei. Es setzt Beziehung voraus, die zerstört oder beschädigt worden ist. Im Buch Genesis findet sich die Erzählung von Adam und Eva. Nachdem sie gesündigt hatten, fühlten sie sich nackt und schutzlos, sie wollen sich und die Sünde verbergen. Gott aber sucht den Menschen, er fragt: „Wo bist du?“
Paulus schreibt im Brief an die Korinther: „Wir bitten an Christi statt: Lasst euch mit Gott versöhnen!“ (2 Kor 5,20). Der Mensch darf sich von Gott versöhnen lassen, der Impuls dazu kommt von Gott. Für Franziskus liegt der Grund für diesen Impuls im „unsagbaren Erbarmen“. Die Schuld des Menschen wird nicht unter den Teppich gekehrt, Gott nimmt sie auf sich und durchleidet sie am Kreuz.
So hat Gott am Kreuz Frieden gestiftet durch sein Blut. Darin wird seine Liebe sichtbar. Franziskus schaut auf das Kreuz, er erkennt was die Sünde anrichtet und sieht das Mysterium der Vergebung.
Nach dem Vortrag gab es Gelegenheit zum Austausch bei Kaffee und Mehlspeise im Refektorium. Ab 17.15 Uhr wurde der Rosenkranz vor dem Franziskus-Altar gebetet. Um 18.00 Uhr begann die Hl. Messe.
In der Predigt nahm P. Ignaz Bezug auf den hl. Franziskus und fragte, was dieser Heilige uns heute noch zu sagen habe. Er wies auf das eindrucksvolle Bild des Franziskusaltares hin, ein Spätwerk des Malers J. M. Rottmayr, an dem die Stigmatisierung des Franziskus auf La Verna gezeigt wird. Franziskus kniet vor Christus, der ihm am Kreuz angenagelt erscheint. Der oberste Längsbalken des Kreuzes ist als eine Flamme gezeichnet, die auf das Feuer der Liebe Gottes hinweist. Diese Liebe Gottes kam am Leib des Franziskus in den Wundmalen zum Durchbruch.
Rechts im Bild ist Br. Leo dargestellt. Ihn hat nicht nur äußerlich eine Schlucht von Franziskus getrennt, sondern auch innerlich tat sich ein Abgrund der Trockenheit auf. Deshalb bat er Franziskus um Hilfe. Dieser übergab ihm als Trost die Beschreibung seiner Erfahrung, ein Gebet, ohne Bitte oder Frage, reines Lob Gottes. Franziskus schaut liebend auf Gott und beschreibt das DU Gottes in allen Variationen. Du bist die Schönheit, Du bist die Freude und Fröhlichkeit. Seine Schmerzen, die mit den Wundmalen verbunden waren, fehlen. Im Sonnengesang hat Franziskus diese Erfahrung ausgefaltet.
Vor seinem Heimgang zu Gott sprach er zu allen, die ihm nachfolgen wollen: „Ich habe das meine getan, was euer ist, möge Christus euch lehren!“ Christi Liebe lernend nachfolgen, das ist das Neue, was Franziskus uns auch heute zu sagen hat.
Nach der Eucharistie-Feier folgte die Erzählung des Heimgangs des hl. Franziskus. Der Sonnengesang wurde gesungen.
Es folgten zwei Erzählungen und eine Legende vom Heiligen aus Assisi. Dazwischen wurden vertonte Gebete oder Lieder gesungen. Mit der Reliquienverehrung und dem allgemeinen Segen endete die Feier.