Eindrücke aus der Karwoche in Maria Lanzendorf

4. April 2010

Symbolfoto zum Artikel: Eindrücke aus der Karwoche in Maria Lanzendorf

Die Karwoche, die mit dem Palmsonntag beginnt und hinführt zum Osterfest, ist für uns Christen die wichtigste Woche des Jahres. Was der Sonntag für die Woche bedeutet, ist Ostern für das ganze Jahr. Was wir in jeder hl. Messe zusammengefasst feiern, wird in den Zeichen der Liturgie der Karwoche in besonderer Weise entfaltet.
Auch in unserer Pfarre begleiteten wir Jesus – durch die Zeichen der Liturgie - während dieser Tage auf seinem Weg vom umjubelten Einzug in Jerusalem über seinen schmachvollen Kreuzestod bis hin zur triumphalen Auferstehung.
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Palmsonntag
In der Palmweihe vor dem Kalvarienberg und der feierlichen Palmprozession in die Kirche wurde des umjubelten Einzugs Jesu in Jerusalem gedacht. Die Leidensgeschichte nach Lukas verwies aber bereits auf die bevorstehenden, dramatischen Ereignisse der kommenden Tage.
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Gründonnerstag
Den Evangelien nach feierte Jesus an diesem Abend mit seinen Jüngern das Pessach-Fest (Pascha-Fest), die Gedächtnisfeier des Auszugs der Kinder Israels aus Ägypten, und gab einigen Zeichen des jüdisch-liturgischen Mahles eine neue Bedeutung: der Wein der Freude wurde zum Blut des Neuen Bundes, das Brot der Mühsal wurde zum Leib Jesu. Nach dieser ersten Eucharistiefeier ging Jesus mit seinen Jüngern in den Garten Getsemani, um mit seinen Jüngern zu beten. Diese aber schliefen ein – Jesus hingegen bat, wissend was ihm bevorstand, dass der Kelch des Leidens an ihm vorüber gehen möge; „aber nicht mein, sondern dein Wille geschehe“. Noch in derselben Nacht wurde er verhaftet.

Nach ältester Überlieferung gedenkt die Kirche am Gründonnerstag des letzten Abendmahles, der Einsetzung des Sakramentes der Eucharistie und des Priestertums, sowie des einsamen Gebetes Jesu auf dem Ölberg und seiner Verhaftung. Es ist der Tag der Hingabe aus grenzenloser und dienender Liebe.

Der Gründonnerstag wurde in der Pfarre mit dem Morgenlob, der Laudes, ruhig und besinnlich begonnen. Während der abendlichen Gründonnerstagsliturgie entfaltete sich beim Gloria noch einmal der volle Glanz der Liturgie – die Organistin zog alle Register und zum Klang der Glocken erschall der Jubelgesang der Kirche. Danach wurde es still, Orgel und Glocken verstummten – die Zeit der Stille, der Besinnung und auch der Trauer hatte begonnen. Als Ausdruck der dienenden Liebe hat der Herr und Meister seinen Jüngern die Füße gewaschen und ihnen damit ein Beispiel gegeben für ihr eigenes Leben. Dies wurde in der Fußwaschung verdeutlicht, indem P. Michele symbolhaft den Pfarrgemeinderäten als den gewählten Vertretern der Pfarrangehörigen die Füße gewaschen hat. Die Eucharistiefeier vergegenwärtigte das gemeinsame Mahl Jesu mit seinen Jüngern.

Nach der hl. Messe wurde das Allerheiligste aus der Kirche zum Aufbewahrungsort im Kloster übertragen – als Symbol des Beginns seines Leidensweges. Die Betrachtungen aus der Hl. Schrift, während der anschließenden Ölbergandacht, vergegenwärtigten die Todesangst Jesu, aber auch seine bedingungslose Hingabe an den Willen des Vaters.

In der Kirche blieben der leere Tabernakel und die entblößten Altäre zurück, um zu verdeutlichen, dass Jesus aus der Gemeinschaft seiner Jünger herausgerissen wurde. In diesem trostlos wirkenden, kahlen Zustand sollte die Kirche bis zur Osternachtsfeier verbleiben.
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Karfreitag
Es ist der Tag des Leidens und Sterbens Jesu Christi, der Tag der Vollendung der Erlösung durch die grenzenlose Liebe des Sohnes Gottes, aber auch des himmlischen Vaters, der seinen einzigen Sohn für uns hingibt.

Beim Morgenlob, dem weltweit dargebrachten Gebet der Kirche, gedachten die Pfarrgemeinde und die Mitglieder der Gemeinschaft „Maria, Königin des Friedens“ gemeinsam der kommenden Ereignisse. Zur Todesstunde Jesu wurde der Kreuzweg am Kalvarienberg gebetet. Am Gipfel angekommen, ertönten die Ratschen und verkündeten so den Tod Jesu.

Die Karfreitagsliturgie am Abend umfasste drei Teile: den Wortgottesdienst, die Kreuzverehrung und die Kommunionfeier. Eingeleitet wurde der Gottesdienst mit dem stummen Einzug in die Kirche und der Prostration, der Hinwerfung des Klerus vor dem Altar. Die Passionserzählung nach Johannes wurde diesmal von mehreren Lektoren gesprochen, was ihr eine besondere Ausdruckskraft verliehen hat. Zur Kreuzverehrung brachten die Gläubigen als Zeichen ihrer Liebe zum Gekreuzigten Blumen mit, die sie vor dem Kreuz niederlegten – der einzige Blumenschmuck in der sonst kahlen Kirche. Aus ihnen wurde für die Osternacht ein Kranz gebunden, der die Osterkerze, das Symbol der Auferstehung, schmücken sollte.

Im Anschluss an die Karfreitagsliturgie hatten die Gläubigen die Möglichkeit ihre Verehrung durch das Auflegen von Weihrauchkörnern in einer vor dem Kreuz aufgestellten Weihrauchschale zum Ausdruck zu bringen.
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Karsamstag
Es ist der Tag ohne den „Herrn und Meister“. Jesus ist wirklich gestorben. Er ist in die tiefste menschliche Not hineingegangen, er ist „hinabgestiegen in das Reich des Todes“. Er hat unserem Tod die Bitterkeit genommen. Jesus liegt im Grab, und wird beweint. Das Ende aller Hoffnung auf Befreiung und Frieden scheint gekommen.

An diesem Tag feiert die Kirche keine heilige Messe. Die Kirche verweilt am Grab des Herrn im stillen Gebet und betrachtet sein Leiden und seinen Tod. Der Karsamstag ist deshalb der liturgielose, kalte, eigentlich trauernde Tag und doch der Tag der Hoffnung und des Glaubens an die Auferstehung. In der „Leere“ dieses Tages wird uns bewusst, wie schön ist es, in der Gegenwart des eucharistischen Herrn zu leben.

Auch unsere Pfarrgemeinde verharrte an diesem Tag beim Morgenlob und während der stillen Betrachtung vor dem Grab des Herrn. Im Hintergrund liefen aber auch bereits die Vorbereitungsarbeiten für die Liturgie der Osternacht.
Gegen Abend wurden die Altäre wieder eingedeckt, der Blumenschmuck arrangiert, die Liturgie vorbereitet – es gab viel zu tun.
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Osternacht
In der Osternacht geschieht das Unerwartete: Gott, den Jesus immer wieder so vertraut „Vater“ genannt hatte, erweckt ihn vom Tode. Nein, nicht zum „Weiterleben“ (wie es bei Lazarus der Fall war), sondern zu neuem, ewigem Leben. Jede Faser menschlicher Existenz wird von Gott geliebt, da gibt es nichts, was schlecht oder unnütz ist am Leibe: Daher wird Jesu ganze Existenz verwandelt und erhoben zur Ewigkeit.

In der dunklen Osternacht flackerte vor der Grabeskapelle ein helles Licht auf, das Osterfeuer, bewacht und gehütet von den Pfadfindern des Ortes. Das leuchtende Feuer ist ein Zeichen für Christus. Es strahlt, leuchtet und wärmt.
Die Osterkerze, die am Feuer entzündet und in die finstere Kirche getragen wurde, ist ein Zeichen dafür, dass Christus, das Licht der Welt, seine Kirche erleuchtet. Durch die Menschen, an die das Licht ausgeteilt wurde, wurde die Kirche immer heller. Schließlich strahlte die ganze Kirche wie ein herrliches Lichtermeer von den vielen Kerzen des Volkes.

In dieser hochheiligen Nacht feierten wir den Auferstandenen, wir begrüßten ihn mit dem feierlichen Exultet, dem vom Glockengeläute und der aufbrausenden Orgel begleiteten Gloria und mit dem dreimal gesteigerten Hallelujaruf.
Der Auferstandene ist wieder bei uns, und wir bei ihm, dem wir durch unsere Taufe angehören. Diese Christus-Angehörigkeit wurde in der Tauffeier der Osternacht feierlich erneuert.

Die Osternachtsfeier erreichte ihren Höhepunkt in der Feier der Eucharistie, in der Christus, der Auferstandene, in den Gestalten von Brot und Wein nicht nur symbolisch sondern auch real gegenwärtig ist.
Auf dem Heimweg wurden die Gläubigen vom festlichen Geläute der Glocken und den Segenswünschen des Pfarrers, des Diakons und der Pfarrgemeinde begleitet.
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Ostersonntag
Die traditionelle Auferstehungs-Prozession fand am Ostersonntag als Einführung zum Hochamt statt. Symbolisch wurde die kleine Statue des Auferstandenen von der Grabeskapelle, einer original getreuen Nachbildung des Grabes Jesu in Jerusalem, feierlich unter Glockengeläute in die Kirche getragen und in der Gnadenkapelle aufgestellt.

Die Statue des Auferstandenen wird bei den liturgischen Feiern während der fünfzig Tage der Osterzeit aufgestellt bleiben, als Zeichen, dass der Herr mitten unter seinem Volk ist und es durch seine Gegenwart besonders begleitet.
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