Fronleichnam 2020 unkonventionell

11. Juni 2020

Symbolfoto zum Artikel: Fronleichnam 2020 unkonventionell

Am Donnerstag, den 11. Juni 2020, wurde Fronleichnam, das Hochfest des Leibes und Blutes Jesu Christi, das Hochfest der Hl. Eucharistie, gefeiert. Um dieses einzigartige Fest rankt sich ein oft Jahrhunderte altes Brauchtum – auch in unserer Pfarre. Traditioneller Weise findet im Anschluss an den Festgottesdienst die Fronleichnamsprozession statt: Jesus wird segnend durch den Ort getragen – geschützt durch einen Baldachin, dem Himmel, begleitet vom Klerus und den Ministranten, den Erstkommunionskindern, den Pfadfindern, den Freiwilligen Feuerwehren, der Blasmusik, den Vertretern des kirchlichen und des öffentlichen Lebens und der Gemeinde der Gläubigen – eine lange Prozession. Heuer war alles ganz anders.
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Zur FotogalerieDie Corona-Pandemie zwang uns umzudenken, neue Wege zu finden, denn trotz und unter Einhaltung der Pandemie-Beschränkungen wollten wir keineswegs darauf verzichten, Jesus in Gestalt des Eucharistischen Brotes zu den Menschen in den Gemeinden Maria Lanzendorf und Lanzendorf zu bringen, den Segen Jesu dort zu spenden, wo die Menschen leben, arbeiten und ihre Freizeit verbringen.
Was tun?
Not macht bekannterweise erfinderisch; Herausforderungen sind dazu da, angenommen und bewältigt zu werden – und das haben wir getan!
Aber wie?

Kurzerhand wurden Patrick und Peter angesprochen, ob sie bereit wären, ihren zu einer fahrenden Disco umfunktionierten Klein-LKW, mit dem sie während der Corona-Zeit schon in den verschiedenen Ortsteilen Musik gemacht hatten, für Jesus zur Verfügung zu stellen – und sie sagten, in dankenswerter Weise, sofort zu!

Die Bürgermeister der politischen Gemeinden wurden informiert und versicherten uns ihre Unterstützung – auch bei der Genehmigung der Veranstaltung durch die Polizei. Nun galt es ans Werk zu gehen. Die Ladefläche des Klein-LKWs wurde adaptiert und umgestaltet – von mobiler Disco auf mobile Kirche, die Musik dem Anlass entsprechend zusammengestellt, das Fahrzeug mit prachtvollem Blumenschmuck versehen: alles war bereit, um Jesus würdig zu den Menschen zu bringen!

Zum Festgottesdienst in der Kirche waren zahlreiche Gläubige erschienen. Sie war – unter Wahrung der Corona-Bestimmungen – bis auf den letzten Platz besetzt. In seiner Predigt, die besonders auf die anwesenden Kinder gerichtet war, brachte Pfarrmoderator Br. Michele das Beispiel des Pelikans, der sich für seine Jungen Fleisch aus seiner Brust reißt und ihnen dieses zur Nahrung gibt – ein Symbol für die Opferung von Jesu Fleisch und Blut zur Erlösung der Menschheit.

Dieses Symbol, das Symbol des Pelikans, hat Br. Lazarus Vogel in dem von ihm gestalteten Tabernakel-Aufbau 1730 am Hochaltar als Abschluss eingebaut – für Br. Michele Anlass genug, um die Kinder nach dem Vogelnest suchen zu lassen. Und sie suchten überall, selbst in den Beichtstühlen, bevor sie unter der Anleitung von Diakon Br. Clemens fündig geworden sind.

Im Anschluss an den Festgottesdienst bestieg Br. Michele mit dem Allerheiligsten in der Monstranz das vor der Kirche bereitstehende Fahrzeug, und in langsamer Fahrt bewegte sich der Klein-LKW mit seiner kostbaren Fracht durch den Ort – zunächst durch Maria Lanzendorf, dann durch Lanzendorf.

An insgesamt zwölf Stationen wurde angehalten und der Eucharistische Segen gespendet: an Orten des öffentlichen Lebens wie Gemeindeamt und Freiwilligen Feuerwehren, die in beiden zur Pfarre gehörenden Gemeinden angetreten und ihren Salut dargebracht haben, aber auch im Pflegeheim, im Park der Caritas-Einrichtung Lanzendorf, in Siedlungsgebieten und Wohnstraßen.

An den Segnungsorten hatten sich kleine Menschengruppen eingefunden – so war die Wahrung der Corona-Sicherheitsabstände und der bestehenden Schutzbestimmungen überall möglich und gegeben. Vereinzelt standen Menschen vor ihren Häusern, um so Jesus auf seiner Fahrt durch die Pfarre ihre Reverenz zu erweisen und seinen Segen zu empfangen. Zwischen den Stationen wurde gebetet und sakrale Musik gespielt – angeleitet von Br. Clemens, der in der Fahrerkabine Platz genommen hatte.

Rückblickend gesehen war es ein ungewöhnliches, ein außergewöhnliches, aber sehr würdiges Fronleichnamsfest! Jesus kam zu den Menschen in unseren Gemeinden! Jesus segnete sie dort, wo sie zu Hause sind! Jesus erreichte auf seiner Fahrt durch unsere Pfarre, unsere Gemeinden, Menschen, die er mit einer traditionellen Fronleichnamsprozession möglicherweise nicht erreicht hätte. Und somit war der tiefere Sinn der Fronleichnamsprozession erfüllt: Jesus besucht alle Menschen – unabhängig von ihrer Beziehung zu Gott, zur Religion, ihrer Religionszugehörigkeit, ihrer Gesinnung.
Jesus ist für alle da! Jesus ist allen nahe!

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