Talkrunde: Glauben, wozu brauche ich das überhaupt?

26. Mai 2010

Symbolfoto zum Artikel: Talkrunde: Glauben, wozu brauche ich das überhaupt?

Weihbischof Dr. Franz Scharl leitete am Dienstag, 25.5.2010 eine Gesprächsrunde zum Thema: „Glauben, wozu brauche ich das überhaupt?“

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Viele Pfarrangehörige versammelten sich im Kulturhaus von Maria Lanzendorf um mit dem Weihbischof der Erzdiözese Wien dieses Thema zu behandeln. Dr. Franz Scharl begrüßte die Teilnehmer, die, wie er feststellte, wohl keine Anfänger im Glauben seien. Aber was glauben wir? Wem glauben wir?

In der Wirtschaft ist dieses Wort sehr geläufig: Der „Gläubiger“ ist jemand, dem etwas geschuldet wird. Der Kreditgeber prüft, ob jemand kreditwürdig und damit glaubenswürdig ist. Das lateinische Wort „credere“ heißt glauben.

Wenn wir also von Glauben sprechen, braucht es zuerst jemanden, der glaubwürdig ist. Die Aussagen „Jemand glaubt etwas“ und „Jemand glaubt jemandem“ sind sehr eng miteinander verknüpft. Kein Mensch kann leben ohne irgendetwas zu glauben. Auch der Mensch, der glaubt, dass er nichts glaubt, glaubt dies.

Beim Glauben ist Vertrauen existentiell. Niemand will sich belügen lassen. Wir können jedoch nicht alles überprüfen. Den totalen Check gibt es im Alltag nicht, Entscheidungen müssen getroffen werden, auch wenn noch nicht alle Faktoren klar sind.

Schon unsere Existenz ist eine solche Entscheidung. Unsere Eltern haben zu uns Ja gesagt, ohne alle Faktoren zu kennen.

Wir sind da. Und wird werden sterben. Damit kommen die großen Fragen. Viele Menschen stellen sich diese Fragen nicht. Sie haben zu essen, sie haben zu trinken und sie sind für alle Fälle versichert. Und doch bleiben die Fragen: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Wer bin ich? Wozu bin ich da?

In der Bibel begegnen wir einem großen Glaubenden: Abram (Gen 15,6). Er musste aus seinem Land wegziehn, war mit seiner Frau unterwegs. Aber sie hatten kein Kind. Zuerst hat er ein Kind mit der Magd, aber dann kommt Isaak. Abram ist für uns ein Vorbild, weil er vertraute.

In 1 Kön 10,7 lesen wir von der Königin von Saba. Sie hatte vom König Salomon gehört und hat sich auf den Weg gemacht, um zu prüfen. Sie kam vom Hören zum Gehen und zum Sehen.

Im Buch Jona lesen wir von Ninive. Die Leute glaubten (Jona 3,5), aber der Prophet hatte Schwierigkeiten.

Bei Mt 8,10 lesen wir, wie Jesus den heidnischen Hauptmann für seinen Glauben lobt. Seine Nachfolger waren darüber wahrscheinlich nicht sehr begeistert. Kann uns das auch passieren, dass wir außerhalb der Kirche mehr Glauben finden? Es kann jemand, der nicht zur Kirche geht, ein besseres Vorbild sein, als ein Katholik.

In Mt 17,19-20 fragen die Jünger Jesus, warum sie einen gewissen Dämon nicht austreiben konnten. Er antwortet ihnen, dass der Glaube entscheidend ist. Die Kooperation mit Jesus macht den Unterschied.

Kernpunkt des Christentums ist die Gotteskindschaft. Das erfordert einiges:
•Zeit haben für Gott
•Blick auf den Nächsten
•Guter Umgang mit der Schöpfung (Röm 8,21)
•Blick auf mich, meine unendlichen Möglichkeiten ausschöpfen können.

Wir brauchen Selbstwertgefühl im Glauben und müssen einander stärken, denn jeder erfährt gleichmaßen Rückschläge durch die Unverbindlichkeit der Menschen. Wir dürfen auf Jesus stolz sein!

Was wir als Kirche brauchen sind menschliche Kompetenz, Fachkompetenz und spirituelle Kompetenz. Die Menschen suchen etwas, worauf sie bauen können.

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